Der 8. März ist ein Tag des Gedenkens an den Kampf der Frauen für ihre Rechte und ihre Arbeit weltweit. Doch dieser Tag ist nicht nur ein Fest, sondern auch eine Gelegenheit, an die Ungerechtigkeiten, Diskriminierungen und Rechtsverletzungen zu erinnern, denen Frauen weltweit ausgesetzt sind – und gegen diese auf rechtlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene zu kämpfen. Frauen gehören global zu den Gruppen, die am stärksten von wirtschaftlichen Ungleichheiten, Kriegen, Fluchtkrisen und gesellschaftlichem Druck betroffen sind. In der Türkei kämpfen Frauen nicht nur gegen geschlechtsspezifische Ungleichheit, sondern auch gegen politische Repressionen, Gewalt und Rechtsverletzungen.
Frauen haben weltweit noch immer nicht die gleichen Rechte wie Männer. Sie verdienen im Vergleich zu Männern geringere Löhne, stoßen auf erhebliche Hindernisse beim Zugang zum Arbeitsmarkt und sind in der politischen Vertretung stark unterrepräsentiert. Laut dem Global Gender Gap Report 2024 des Weltwirtschaftsforums wird es unter den aktuellen Bedingungen etwa 134 Jahre dauern, bis die Geschlechtergleichstellung erreicht ist¹.
Frauen sind nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht benachteiligt, sondern auch im Rechtssystem und im Bildungswesen. In vielen Ländern haben Frauen kein Erbrecht, ihr Zugang zur Bildung wird eingeschränkt oder sie dürfen in bestimmten Berufen nicht arbeiten. Unmenschliche Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung, Zwangsverheiratungen und Ehrenmorde bedrohen weiterhin das Leben von Millionen Frauen.
Frauen und die Flüchtlingskrise
Kriege und Krisen weltweit betreffen am stärksten Frauen und Kinder. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) gibt es weltweit etwa 35 Millionen Flüchtlinge, von denen mehr als die Hälfte Frauen und Mädchen sind. Geflüchtete Frauen sind auf der Flucht vor Konfliktgebieten einem hohen Risiko von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. Besonders Frauen, die aus Ländern wie Syrien, Afghanistan, Jemen und Sudan fliehen, sehen sich in ihren Zielländern mit Diskriminierung, wirtschaftlichen Schwierigkeiten und rechtlichen Unsicherheiten konfrontiert. Tausende Frauen, die versuchen, Europa zu erreichen, sind unterwegs Belästigung, Gewalt und Menschenhandel ausgesetzt. Viele leben in schlechten Bedingungen in europäischen Flüchtlingslagern.
Die Türkei, eines der Länder mit den meisten aufgenommenen Flüchtlingen weltweit, stellt geflüchtete Frauen vor erhebliche Herausforderungen. Schwierigkeiten beim Zugang zu Arbeitsgenehmigungen, Hürden bei der Gesundheitsversorgung und gesellschaftliche Diskriminierung erschweren ihr Leben. Viele geflüchtete Frauen werden als billige Arbeitskräfte ausgebeutet, arbeiten ohne soziale Absicherung und sind häufig schutzlos sexueller Gewalt ausgesetzt.
Frauenrechte und das Problem der Gewalt in der Türkei
Frauen in der Türkei kämpfen seit Jahren für ihre Rechte, doch Frauenmorde, häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe und Rechtsverletzungen nehmen weiter zu. 2021 zog sich die Türkei aus der Istanbul-Konvention zurück – ein gravierender Rückschritt für die Frauenrechte. Diese Entscheidung hat dazu geführt, dass Frauen rechtlich weniger geschützt und der männlichen Gewalt stärker ausgesetzt sind.
Fälle von Gewalt gegen Frauen bleiben oft straflos, Täter erhalten oft milde Strafen oder gehen frei aus. Laut offiziellen Zahlen wurden im Jahr 2023 mindestens 315 Frauen von Männern getötet, aber die Dunkelziffer wird als weitaus höher eingeschätzt. Frauen, die Gewalt erfahren, erhalten von Justiz- und Polizeibehörden oft nicht genügend Schutz, und Schutzhäuser sind unzureichend.
Frauenrechtsaktivistinnen stehen zudem unter staatlichem Druck. 8.-März-Demonstrationen und Forderungen nach Gleichberechtigung werden von Sicherheitskräften behindert, Frauenorganisationen werden kriminalisiert. Während feministische Bewegungen auf Frauenmorde und Geschlechterungleichheit aufmerksam machen, erschweren die repressiven politischen Maßnahmen diesen Kampf.
Die Rechtsverletzungen gegenüber Frauen in der Türkei beschränken sich nicht nur auf geschlechtsspezifische Ungleichheit. Nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 wurden Tausende Frauen, die verdächtigt wurden, der Gülen-Bewegung anzugehören, Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen. Schwangere Frauen und Mütter mit Kleinkindern wurden ins Gefängnis geschickt und mussten dort unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. Viele Frauen berichteten von sexuellem Missbrauch in Haft, schlechter Behandlung und rechtswidrigen Verurteilungen. Ihre Pässe wurden annulliert, ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit wurde zerstört und sie wurden gesellschaftlich ausgegrenzt.
Internationale Menschenrechtsorganisationen haben dokumentiert, dass Frauen in türkischen Gefängnissen gezielt misshandelt werden. Trotz dieser Berichte ignorieren die Behörden diese Verstöße weiterhin.
Fazit:
Der 8. März – Internationaler Tag der arbeitenden Frauen ist ein bedeutender Tag, um sich der Ungerechtigkeiten bewusst zu werden, denen Frauen weltweit ausgesetzt sind, und um den Kampf gegen diese Ungleichheiten zu verstärken. Frauen sind weiterhin die am stärksten betroffene Gruppe in Bezug auf Kriege, Flucht, politische Repression und wirtschaftliche Ausbeutung.
In der Türkei kämpfen Frauen sowohl gegen geschlechtsspezifische Ungleichheit als auch gegen Rechtsverletzungen. Trotz staatlicher Repressionen setzen Frauenbewegungen ihren Kampf für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit fort. Doch um dauerhafte Erfolge zu erzielen, müssen rechtsstaatliche Prinzipien, Frauenrechte und Gleichstellungspolitiken konsequent umgesetzt werden.
Der 8. März ist nicht nur ein Gedenktag, sondern ein Tag, an dem Frauen ihre Rechte einfordern, sich gegen Unterdrückung solidarisieren und ihren Kampf für Gleichberechtigung fortsetzen. Die Freiheit der Frauen ist die Freiheit der gesamten Gesellschaft – und dieser Kampf ist nicht nur Sache der Frauen, sondern eine gemeinsame Verantwortung für alle, die an Menschenrechte glauben.
Quellenverzeichnis: